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Die Geschichte der Scherzenmühle

Die Anfänge der Scherzenmühle liegen im Dunkeln. Die heute vorhandene Bausubstanz stammt im Kern vermutlich aus der Zeit um 1600.

Die Scherzenmühle war die dritte Mahlmühle Weidenbergs. Die erste war die zunächst "Amsel-", dann "Schuhmühle" genannte Mühle westlich von Weidenberg, die zweite war die sog. "Mühle unter der Linden", das ist der historische Name für den im Tal liegenden Ortsteil von Weidenberg. Später wurde sie nach einem Müller, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf der Mühle saß, "Schönmannsmühle" genannt. Es ist die heute noch in Betrieb befindliche Mühle unweit der Scherzenmühle am "Buchert".

Die Scherzenmühle hieß längere Zeit "Neue Mühle". Die erste eindeutig mit dieser Mühle in Verbindung zu bringende Mühlennennung fällt in das Jahr 1625. Möglicherweise stand aber schon eine 1499 erwähnte "dritte Mühle" in Weidenberg an dieser Stelle in der Au. Kurz nach 1700 wird als vierte und letzte der Weidenberger Mühlen die ebenfalls zunächst "Neue Mühle", später dann "Rohrmühle" genannte Mühle erbaut. Zu jener Zeit wird die Scherzenmühle zumeist nach einem Müller "Specknersmühle" geheißen. Nicht lange danach bürgert sich aber der Name "Schürzenmühle" ein, nach dem Ortsviertel "in der Schürzen", heute verballhornt zu "Scherzenmühle".

Ein Bild vom Aussehen der Mühle können wir uns erst aus der Zeit um 1800 machen. Damals hatte die Mühle ein aus Bruchstein errichtetes Erdgeschoss und ein Dachgeschoss aus Fachwerk. Die Dachdeckung dürfte aus Nutschindeln bestanden haben. Zur Mühle gehörte ein an das Haus angebauter Stall, ein Vorgänger des heute bestehenden, und ein wahrscheinlich freistehender Backofen. Erwähnt wird auch der Felsenkeller.

Die Mühle hatte zwei Mahlgänge, die von je einem Wasserrad angetrieben wurden. Ein drittes Wasserrad trieb den seit etwa 1748 zur Mühle gehörigen Walkgang an, der in einem Gebäude jenseits des Mühlbachs untergebracht war. Im gleichen Gebäude kamen um 1783 noch drei Lohgänge und bis 1800 noch ein Ölgang dazu. Bei diesen "Gängen" handelt es sich um große hölzerne Stempel, die durch Wasserkraft bewegt, je nach Zweck Wollgewebe verdichteten, Eichenrinde zerstampften oder Öl aus Samen (z.B. Leinsamen, Bucheckern) schlugen. Ein Plan aus dem Jahre 1842 zeigt das Stampfmühlgebäude und die drei Gerinne für die Wasserräder.

Der Beschriftung nach war die Ölmühle zu diesem Zeitpunkt schon wieder aufgegeben. Auch die Walkmühle fiel bis zum Jahre 1854 wieder weg.
Zu den Mühlen in Franken gehörte im allgemeinen landwirtschaftlich genutzter Grund und Boden. Um 1800 hatte die Scherzenmühle 2,5 Tagwerk Feld (etwa 0,765 ha) und als Wiese den "Rangen" am Haus (1854 mit 0,61 ha angegeben). Heute ist der Rangen baumbestanden. Für die Ernte reichte der Bergeraum über dem Stall noch aus. Der erste Stadel bei der Mühle wurde 1873 errichtet, die Remise im Zusammenhang mit dem Stallneubau 1867. Der neue Stall wurde größer als der alte erbaut.

Das Aussehen des Mühlengebäudes wurde im letzten Jahrhundert grundlegend verändert. In zwei Schritten, etwa 1830 und 1865, wurde das Haus zum reinen Steinbau, wobei die gut sichtbare Nordseite mit Sandsteinquadern erneuert wurde. Sandsteinquaderbauten waren in dieser Zeit modern und galten als repräsentativ. Als Vorbild dienten Amtsbauten. Gefördert wurde diese Bauweise zudem durch die markgräfliche Verwaltung. Dies gilt in besonderem Maße für Weidenberg, das im Bereich des Obermarkts bei zwei großen Brandkatastrophen in den Jahren 1770 und 1771 stark zerstört worden war und dessen Wiederaufbau durchweg in Stein erfolgte. Die Dachdeckung bestand nun aus Schieferplatten auf Holzschalung. Dabei wurden, wie heute noch zu sehen, Reste einer ehemaligen Nutschindeldeckung verwendet, die vom Haus stammen dürfte.

Die detaillierten Angaben eines Aktes des Brandversicherungsamtes von 1879 erlauben es, ein recht genaues Aussehen des Hauses im Inneren zu zeichnen. Der größte Unterrschied zu damals besteht im Bereich der heutigen Küche. Ehedem war dieser Raum zweigeteilt. Die vom Hausplatz aus erschlossenen damalige Küche war weitgehend finster. Licht erhielt sie nur durch das Feuer im Ofenloch und durch ein Fensterchen oder einen Mauerdurchbruch zum danebenliegenden Raum. Beide Räume hatten gewölbte Decken. In der Küche mündete das Gewölbe in den weiten, unten offenen "deutschen" Schlot. Es gab noch keinen Herd. Gekocht wurde im Feuerraum und der Röhre des Stubenofens. Jener Nebenraum ist auf einem Plan von 1865 noch als abgeschlossene Kammer dargestellt.

Bis zum Jahre 1879 hatte man daraus eine Erweiterung der Stube gemacht, von dieser nur durch eine 1,80 m hohe Bretterwand abgeteilt. Durch Bretterwände von der Stube separierte Verschläge, u.a. "Kabinettla" genannt, waren gegen Ende des letzten Jahrhunderts in weiten Teilen Mittelfrankens und des angrenzenden Oberfrankens vielfach Bestandteil des Hauses. Die Bretterwand war oben zumeist mit einem Ziergitter abgeschlossen und hatte eine integrierte Tür. Dieser wie die Stube warme, aber abgeschiedene Raum wurde ganz verschieden genutzt: zur Mittagsruhe, als Wochenstube, als Schlafraum der Alten oder der kleineren Kinder, aber auch als Schreibstube. Vielleicht stammt das bei der Sanierung der Mühle freigelegte "Guckloch" zum Mahlraum aus dieser Zeit.

Stube, Hausplatz und Mahlraum sahen hingegen weitgehend schon aus wie heute, abgesehen von der massiv erneuerten ehemaligen "Kabinettlawand" und der damals noch nicht bestehenden Tür zum Stall. Der Mahlraum hatte noch einen Dielenboden; der erste Betonboden dürfte aus der Zeit der Jahrhunderwende stammen.

Im Obergeschoss hatten nur Stube und Küche verputzte Decken. Mühlkammer und Austragskammer hatten einfache Bretterdecken, wie heute noch der Hausplatz. Alle Räume hatten schon einen Dielenboden. Als Besonderheit kann vermerkt werden, dass für die Räume oberhalb von Küche und Stube je ein Ofen verzeichnet ist und sich damit im Haus drei Öfen befanden. Im Allgemeinen war damals im ländlichen Bereich die Stube der einzig heizbare Raum im Haus. Wie lange diese Öfen Bestand hatten, ist ungewiss. Im Jahr 1923 weiß man offenbar nichts mehr von Öfen im Obergeschoss. Damals wurde in den Raum oberhalb der Küche ein Sesselofen eingebaut, wie er heute wieder rekonstruiert ist.
Im Jahre 1893 fand eine weitere Nutzungsänderung der Mühle statt. Das Gebäude der Lohmühle wurde abgerissen und stattdessen eine "Schneidmühle", ein mit Wasserkraft betriebenes Sägewerk errichtet. Dennoch wird eine Lohmühle mit Rindenschneider noch im Jahr 1923 als Zubehör der Scherzenmühle genannt. Das dritte Wasserrad bestand zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Als Antrieb für das Sägegatter wurde das vordere, d.h. näher zur Steinach gelegene Wasserrad, verwendet. Die Antriebskraft wurde mittels einer Transmission übertragen. In der Folgezeit war nur noch ein Mahlgang in Betrieb. An der Nordfassade des Mühlengebäudes kann man unterhalb des zugemauerten Fensters einen ehemaligen Mauerdurchbruch erkennen, der vermutlich von dieser Transmission herrührt.

1907 kam eine zweite Sägemühle dazu. Ob sie allerdings betrieben, bzw. vollständig eingerichtet wurde, ist unsicher, denn der damalige Mühlenbesitzer, ein gelernter Schneidmüller, starb schon 1908, und auf Plänen von 1914 wird das Gebäude dieser Säge, im Gegensatz zu dem der zunächst errichteten, als "Schuppen" bezeichnet.

Zu Beginn unseres Jahrhunderts erhielt die Scherzenmühle endgültig das uns bekannte Aussehen. Das Schieferdach wurde durch ein Blechdach ersetzt, vom Hausplatz aus ein Zugang zum Stall geschaffen, Küche und Kammer in einem Raum zusammengefasst.

Die neue Küche bekam als Decke sog. "preußische" Kappen. Nachdem ein Kachelherd (Sparherd) gesetzt und der "altdeutsche" Schlot geschlossen worden war, verlagerte sich der Hauptaufenthaltsraum der Familie von der Stube in die "Wohn"-küche. Der Kachelofen der Stube wurde nur noch zu besonderen Anlässen geschürt.

In einer weiteren fortschrittlichen Neuerung wurde Sickerwasser aus dem Mühlbach, durch Sand gefiltert, in die Küche geleitet. Mit je einem Hahn konnten Wasserschiff und Wasserkessel gefüllt werden. Die Zuleitung existiert heute noch, wie in der Küche zu sehen ist. Sie versiegte aber in dem Maße, in dem später der Mühlbach verlandete, so dass zuletzt das Wasser wieder vom Bach oder vom Brunnen geholt werden musste. An Stelle der Schweinekoben zwischen Stall und Remise wurde im Jahr 1905 erneut ein Backofen gebaut. Die Schweine erhielten ein Refugium im Stall. Dieser Backofen wurde aber offensichtlich nicht sehr lange genutzt. Später wurde das backfertig vorbereitete Brot zum Bäcker getragen, während der Backofen nacheinander als Schmiede, Räucherkammer und Abstellraum diente. Heute befindet sich hier die Toilettenanlage des Museums.

Eine letzte große Umnutzung der Scherzenmühle fällt in das Jahr 1914.
Die Mühle wurde zum Kleinkraftwerk, gleichzeitig wurde sie elektrifiziert. Zu dem Zweck der Stromgewinnung ersetzte man die Wasserräder durch eine Turbine. Sie trieb aber über eine Transmissionswelle und Riemen auch zwei Mahlgänge an. Nachdem aber die Mühlentechnick nicht erneuert wurde - anders als z.B. in der benachbarten Schönmannsmühle -, ging die Bedeutung der Mahlmühle für den Lebensunterhalt der Familie stark zurück. Eine größere Bedeutung als bis dahin erlangte die Landwirtschaft. Ursprünglich hatte man auch die Sägemühle weiter betreiben wollen, bis spätestens 1921 jedoch waren beide Gebäude abgerissen. Man hatte dem Konkurrenzdruck nicht standhalten können. Strom wurde bis 1944 erzeugt, die Landwirtschaft 1967 aufgegeben, geschrotet gelegentlich noch in den 70er Jahren. Die Mühle verödete nach und nach. Die Söhne des letzten Besitzers waren ausgezogen, die Frau starb 1969, er selbst ging 1975 in ein Altersheim. Bis 1983 lebte noch eine Schwester von ihm alleine im Haus, dann ging auch sie in ein Altersheim.

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