Die Volkskundliche Sammlung - ein geschichtlicher Rückblick
Der Festschrift des Fichtelgebirgsvereins Weidenberg aus dem Jahr 1980 anlässlich des 25jährigen Bestehens der Ortsgruppe ist zu entnehmen, dass man sich schon damals mit dem Gedanken trug, eine volkskundliche Sammlung mit alten Gerätschaften und Gebrauchsgegenständen aus Landwirtschaft, Handwerk und Haushalt aufzubauen. Die Idee dazu kam von dem uns allen bekannten, im Jahr 1994 leider verstorbenen, Heimatforscher Adam Kießling, und sie sollte Wirklichkeit werden. So erging erstmals im Jahre 1980 der Appell an alle Mitglieder, Freunde und an die Bevölkerung, bei der Bestückung der Sammlung mitzuhelfen. Soweit etwas zu Hause gefunden werden sollte, was aus vergangener Zeit ist und Gefahr laufen könnte weggeworfen zu werden oder in einer dunklen Ecke zu verschwinden, von der Postkarte über die Zeitung, vom Möbelstück zur Urkunde, von landwirtschaftlichen Geräten zu Werkzeugen und Haushaltsgegenständen, sollte dies der Sammlung zur Verfügung gestellt werden.
Der Ruf blieb nicht ungehört. Adam Kießling, Erich Bräunling und Josef Schenkl stellten sich als Anlaufstation zur Verfügung und nahmen die ersten Exponate entgegen oder holten sie ab. Bald musste ein Raum gefunden werden, der zur Aufbewahrung der gespendeten Gegenstände dienen sollte. Großzügigerweise stellte uns der Volksschulverband unter dem Vorsitz von Bürgermeister Wolfgang Fünfstück einen großen Kellerraum hier in der Verbandsschule zur Verfügung. Emsig und vom Gefühl des Platzmangels befreit wurde nun gearbeitet. Der Kellerraum wurde für seine neue Zweckbestimmung umgestaltet, altes Gebälk und Bretter wurden von Scheunen abgerissen - natürlich immer mit Einverständnis der Besitzer -, wurden im Kellerraum sachgerecht wieder eingebaut. Es wurde gemauert, gezimmert, beschriftet, katalogisiert, Ausstellungsabteilungen wurden geschaffen. Viele Hände arbeiteten unermüdlich. Gegenstände wurden gesammelt oder bei den Spendern abgeholt und vorher zum Teil zerlegt oder abgebaut. Es waren auch größere Geräte darunter, die stets einen Großeinsatz vieler Mithelfer erforderten. Gar mancher Weg war umsonst, weil Nachkommen oder Nachbarn spendenwillige Besitzer noch rechtzeitig überreden konnten, das eine oder andere doch nicht herzugeben oder wenigstens einen Erlös erzielen wollten. Jedoch hatte man sich zur Aufgabe gemacht, keinen Pfennig für den Ankauf von Exponaten auszugeben. Bisweilen wurde diese Einstellung bereut, weil doch so manches schöne Stück für die Sammlung verloren war. Doch die allermeisten Spender waren bereit, den Aufbau der Sammlung ohne finanziellen Hintergedanken zu unterstützen. Um die Vielfalt der Aufgaben in diesem neuen, musealen Bereich überhaupt bewältigen zu können, wurde im Jahr 1982 als Museumsleiter Adolf Schlegel und als sein Stellvertreter Robert Angerer gewählt, die sich mit fundierten Kenntnissen, vorbildlichem Einsatz und Geschick um den weiteren Aufbau der Sammlung kümmerten.
Am 19. November 1983 war es dann doch soweit. Die Pforten der Volkskundlichen Sammlung konnten erstmals geöffnet werden. Fast 2500 freiwillige Arbeitsstunden wurden bis dahin abgeleistet, auch von teilweise gravierenden Rückschlägen ließ man sich nicht irritieren.
Text verfasst von Reinhard Müller